Die Kantine, zu der meine Kollegen und ich von unserem Arbeitgeber verurteilt wurden, ist unterirdisch... Das Essen ist geschmacksneutral, verkocht, überteuert und garantiert gesundheitsschädlich. Also brauchten wir einen Plan B. Da gibt es zum einen den Supermarkt um die Ecke, wo man knusprige Brötchen, allerhand Aufschnitt, Joghurts und frisches Obst bekommt. Außerdem mehrere Pommes Buden, Drive Ins Amerikanischer Fastfoodketten und Tanzkstellen. Inzwischen verzichten wir jedoch einfach auf das Mittagessen, bzw. beschränken es auf eine Mittagsmahlzeit pro Woche. Diese jedoch nehmen wir an einem besonderen Ort ein:
Wir machen einen Spaziergang zu unserem "Pizza Türken". Unser "Pizza Türke" hat vor einigen Jahren eine schlecht laufende Pizzeria übernommen und bietet dort italienische Spezialitäten an. Am Anfang waren wir von seinen Gerichten nur mittelmäßig begeistert. Die Speisen, die an den Tisch kamen, entsprachen nicht den Beschreibungen auf der Karte und nicht selten sahen die Gerichte sich zum Verwechseln ähnlich, auch wenn jeder etwas anderes bestellt hatte. Der Fehler lag bei uns. Wir hatten einen Irrtum begangen.
Dann jedoch haben wir DEN CODE GEKNACKT. Im "Il Cantinone" darf man niemals den Fehler machen, aus der Karte zu bestellen, denn man bekommt dann doch nicht, was man bestellt hat. Der Koch ist nämlich ein Virtuose, ein Künstler und will auch so behandelt werden. Lässt man sich jedoch bei der Essens-Auswahl beraten, kommt der freundliche Mann an den Tisch, zählt alles auf, was er frisch eingekauft und vorbereitet hat und schlägt verschiedene Gerichte vor. Folgt man seinem Rat, verschwindet er sogleich gut gelaunt in der Küche und bringt seine Töpfe, Pfannen und Pizzableche sogleich in Bewegung. Binnen kürzester Zeit erscheinen wahre Köstlichkeiten in Portionsgrößen mit Sattheitsgarantie und ich kann garantieren, dass man höchst zufrieden an den Schreibtisch zurück kehrt. Stammgäste erhalten Sonderpreise und Aioli zu ihren Pizzabrötchen.
Einmal überrascht uns der Küchenchef mit einer Mischung aus Mandarine und Zitrone, deren Saft unserer Spinatpizza mit frischem Lachs den besonderen Pfiff gibt, dann wieder mit einer besonderen Auberginen-Lasagne, die es nur bei ihm gibt.
Ich mag den Laden, weil er NICHT perfekt ist. Er befindet sich in einer miesen Wohngegend, in der Nähe eines Straßenstrichs und die Terrasse bietet einen Blick auf hässliche dunkelrote Ziegelbauten und eine Autosattlerei. Aber man findet dort etwas, das selten geworden ist: Kommunikation, Herzlichkeit und einen sehr persönlichen Service.

Ein schrecklicher Tag, an dem alles schief zu laufen scheint… Missgeschicke auf der Arbeit, Zank mit der besten Freundin und obendrein sind Kind und Mann auch noch Vollmond-verstrahlt? Und das schlimmste: weit und breit kein Mensch, dem man dafür auf die Fresse hauen kann! Man möchte jemanden anbrüllen oder gleich losheulen? Hier gibt es eine Vielzahl von Pillen, Tabletten und Beutelchen, die man einwerfen kann, um die Laune zu heben. Johanniskraut, Baldrian, Magnesium, Bachblüten, Schüssler Salze... die Liste ist lang und die Drogerien und Apotheken sind bestens ausgestattet und gerne bereit, euch gutes Geld aus der Tasche zu ziehen.
Mein Rezept gegen „das rote Grausen“, wie es Truman Capote in „Frühstück bei Tiffanys“ bezeichnet, habe ich eher durch Zufall herausgefunden: Wenn es mir schlecht geht, hilft ein höllisch scharfes Curry! Hier habe ich die Devise meiner Freundin Jule übernommen: Nicht ohne meine Kardamom Kapsel. Aber auch Limettenblätter, Zimt, Muskat, Thai Basilikum und Koriander dürfen nicht fehlen. Und natürlich die schärfsten Schweinehunde von Chillies und Chayennes, die der Asialaden hergibt. Und dazu: köstlich cremige Kokosmilch, die sanft den Hals hinuntergleitet, bevor die Chillies im Nachgang eine brennende Schneise in sämtliche Geschmacksnerven fräsen! Dazu gehört natürlich ein duftender Basmati Reis. Was man sonst so reinschnippelt, ist völlig unerheblich. Gemüse, Hähnchen, Scampi, Süßkartoffeln, Linsen… alles kann, nix muss, Hauptsache, es brennt zweimal. Nach einem scharfen Curry ist es völlig ausgeschlossen, noch schlechte Laune zu haben. Aber Vorsicht: Bitte jeder nur so scharf, wie er es verträgt.

Frühere war es ein Riesenveregnügen für mich, auf einer großen Kirmes von Futterbude zu Futterbude zu schlendern und wahllos alles in mich reinzufuttern. Von Champignons, über frittierten Blumenkohl, Pommes, Backfisch, Spießbraten, Pizza, Waffeln, Poffertjes... und so weiter. Irgendwann hörten diese Ausflüge auf, mir Spaß zu machen. Ich koche für mein Leben gern und mit zunehmender Erfahrung lernte ich zwischen qualitativ gutem und schlechtem Essen zu unterscheiden. Die Kirmes-Snacks enttäuschten mich immer häufiger und irgendwann ging die Freude verloren. Dann fing ich an, auf Mittelaltermärkte zu gehen... und entdeckte die Freude am Snacken wieder! Dort gibt es köstliche maurische Hackfleischtaschen mit vielen scharfen Jalapenos, Apfelringe in Bierteig, Wildbratwurst und belegte Brotfladen aus dem Steinofen. Orientalische Zelte bieten frische Baklavas und türkischen Mokka an und in großen Pfannen brutzeln Schufnudeln mit Sauerkraut und Käsespätzle. Und ein neuer Trend hat es mir ganz besonders angetan: Der geflammte Lachs. Dieser Snack ist köstlich, gesund und macht wirklich satt. Der Fisch ist immer saftig und gut gewürzt.
Lustiger Weise mögen die meisten Kinder dieses Gericht ebenfalls gerne. Mein "Zwerg" lässt jede Pommes stehen, für ein Brötchen mit Flammlachs. Das Fischbrötchen ist durchschnittlich etwas teurer als der Durchschnitts-Kirmes-Snack, dafür hat man aber seinem Körper auch etwas gutes getan und fühlt sich auch nach dem Essen noch fit. Und für ein Dessert ist auch noch Platz!

So manchem muss der Name meines Blogs befremdlich erscheinen und Ihr fragt Euch sicher, was sich dahinter verbirgt. Das ist einfach erklärt. Wann immer mir jemand erzählt, er habe gerade eine neue Diät angefangen, lautet meine Antwort: „Ich auch! Ich lebe nach der Schoko-Pizza Diät!“ Viele Menschen finden mich unheimlich. Ich selbst finde mich unheimlich und es hat wirklich lange gedauert, bis ich die Tatsachen akzeptiert habe. Natürlich macht meine Diät nicht schlank. Aber sie macht satt, glücklich und zufrieden. Natürlich wird an dieser Stelle mancher einwenden, dass man mit einem dicken Hintern und einer Speckrolle am Bauch nicht glücklich sein kann. Doch! Ich würde lügen, wenn ich sagen würde: Ich möchte nicht schlanker sein. Aber möchte ich das Schlanksein so gerne, dass ich bereit bin, dafür auf die Dinge zu verzichten, die ich so gerne mag? Pizza, Pasta, Saucen, Butter, heiße und kalte Schokolade, belgische Pralinen, Eisbecher mit Schlagsahne und Sauce, Aufläufe mit einer dicken Käsekruste, gebratene Nudeln… Und genauso wenig wie ich behaupten kann, ich wäre nicht gerne schlanker, kann mir irgendein Hungerhaken weismachen, er würde nicht gerne mit mir den Teller tauschen!
Ist das Leben so viel lebenswerter, wenn man anderen nur beim Essen zuschaut, statt sich selbst ins Vergnügen zu stürzen und zu fühlen, wie ganze Regimenter von Kalorien marodierend und brandschatzend durch den Körper stürmen? Ich will mir gar nicht anmaßen, figurbewusste Menschen zu kritisieren. Wenn es euch glücklich macht, von Knäckebrot und Möhrenschnitzen zu leben, bitte sehr, nur zu. Aber ich möchte bitte auch keine Kritik. Lasst mich bitte Nachtisch bestellen und verkneift euch das Augenrollen, das unterdrückte Seufzen oder das Kopfschütteln. Freut euch mit mir, wenn ich genüsslich auf der Kirmes in einen Flammkuchen beiße, eine Bratwurst hinterherschicke und zum Nachtisch eine Dampfnudel obendrauf lege. Esst euer Leben gerne mit der Tropf-Pipette. Ich esse meines weiterhin MIT DEM GROSSEN LÖFFEL!